Roman Wallner im Interview: „Rapid und LASK schaffen den Aufstieg!“

29. August 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Roman Wallner kennt die ADMIRAL Bundesliga wie seine Westentasche. Der aktuelle Co-Trainer des SCR CASHPOINT Altach kickte als brandgefährlicher Strafraum-Stürmer unter anderem für Rapid und den LASK – also die beiden Klubs, die am Donnerstag um die Gruppenphase in der Europa League (LASK in Mostar, Hinspiel 2:1) bzw. der Europa Conference League (Rapid in Florenz, Hinspiel 1:0) spielen. Wir sprachen mit dem 41-Jährigen über die Chancen seiner Ex-Vereine und den Saisonstart der Vorarlberger, die am Wochenende auf Sturm Graz treffen, Wallners Heimatklub.

 

Mit Rapid und dem LASK haben zwei Ihrer Ex-Klubs vergangene Woche Siege in den Europacup-Play-offs eingefahren. Sitzen Sie dann vor dem Fernseher und ballen die Fäuste?

Ganz allgemein freue ich mich immer, wenn eine österreichische Mannschaft im Europacup gut spielt und weit kommt, denn am Ende des Tages profitieren ja alle Klubs in der Liga davon. Das war auch bei Salzburg so, als sie tolle Spiele in der Europa oder Champions League gezeigt haben. Das wertet die ganze Liga auf.

Rapid hat gegen Serie-A-Klub Fiorentina eine kleine Sensation geschafft.

Rein vom großen Namen aus der Historie her konnte man überrascht sein. Wenn man aber den italienischen Fußball verfolgt, weiß man, dass es nicht mehr das Florenz meiner Jugend ist, als Topstars wie Rui Costa oder Gabriel Batistuta dort spielten. Heute ist es eher ein Mittelständler, ohne den Klub klein machen zu wollen. Rapid hat eine fantastische Leistung gezeigt, die mich nach dem Spiel gegen uns (Anm.: 4:0) nicht wirklich überrascht hat.

Wie schätzen Sie die Chancen fürs Rückspiel ein?

Das Heimspiel war eine gute Duftmarke, auswärts wird es eine andere Nummer. Fiorentina ist heimstark, hat eine gute Fanbasis. Aber Rapid hat sich eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet und wird wissen, was sie erwartet. Sie werden top vorbereitet sein und können ohne Stress ins Rückspiel gehen und ihre Stärken ausspielen.

Wo sehen Sie Rapids größte Stärken?

In der tollen Bewegung der Offensivspieler, sie sind mit und ohne Ball ganz schwer auszurechnen. Niemals statisch, sehr kreativ, schwer zu kontrollieren, das alles mit gutem Tempo.

Auch der LASK hat sein Heimspiel gewonnen, 2:1 gegen Zrinjski Mostar. Sind sie nach wie vor in der Favoritenrolle?

Beim LASK bin ich überzeugt, dass sie von der Qualität her einfach besser sind als Mostar. Sie haben eine starke individuelle Qualität und eine hohe Geschwindigkeit, das sollte aus meiner Sicht kein großes Problem sein.

Und sie haben mit Robert Zulj einen Stürmer, der momentan einen echten Lauf hat.

Auf jeden Fall! Ein exzellenter Fußballer, der momentan zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Bei ihm traue ich mich sagen: Von zehn Entscheidungen trifft er aktuell achtmal die richtige. So etwas passiert, wenn du Spielfreude und ein gutes Selbstvertrauen hast.

Hand aufs Herz: Kommen beide österreichischen Teams weiter?

Ich lege mich fest und sage: Ja! Für Rapid spricht die Ausgangslage, für den LASK die höhere Qualität. Es geht sich für beide Teams aus.

Sie selbst haben 41 Partien im Europacup absolviert. Welche ragen heraus?

Spontan fallen mir drei ein. Mit Rapid haben wir mal mit 5:1 gegen Partizan Belgrad gewonnen, da herrschte eine krasse Stimmung (Anm.: 2001, zwei Tore von Wallner. Mit der Austria kamen wir mit einem 1:0-Sieg über Legia Warschau in die Gruppenphase der Europa League (2006, Tor von Wallner). Und mit Salzburg haben wir gegen Athletic Bilbao 2:0 geführt und dann wegen zwei Elfmetern noch 2:2 gespielt (2011, ein Tor von Wallner). Das sind Spiele, die in Erinnerung bleiben.

Seit diesem Sommer sind Sie Co-Trainer von Joachim Standfest in Altach. Wie kam es dazu?

Ganz spontan! Ich habe nach dreieinhalb Jahren bei SAK Salzburg aufgehört, weil ich den nächsten Schritt in meiner Karriere machen wollte. Dann rief Joachim an und fragte, ob ich bereit wäre. Ich habe sofort ja gesagt, ohne lange nachzudenken. Ab dann ging alles sehr schnell, fünf Tage später war Trainingsstart.

Sie machen „nebenbei“ die UEFA Pro Lizenz. Eine stressige Kombination?

Dadurch, dass es dem Ende zugeht, funktioniert es ganz gut. Wir haben im September noch ein Modul, dann ist das meiste geschafft. Im Nachhinein bin ich froh, dass 80 Prozent des Kurses in meiner Regionalliga-Zeit war. Im Profibereich parallel zu lernen ist machbar, aber bedeutet schon viel Stress.

Was ist Ihr Aufgabengebiet im Trainerteam?

Wir sind ein relativ kleines Team, da überschneidet sich vieles, jeder greift jedem unter die Arme. Ich interpretiere meine Aufgabe so, dass ich mich bestmöglich in Joachim hineinversetze, Informationen filtere und ihm das weitergebe, was ihm hilft. Ich versuche, ihm so viel es geht abzunehmen, damit er sich auf seine Hauptaufgabe konzentrieren kann.

Zum Start gab es zwei Niederlagen gegen die Top-Klubs Salzburg und Rapid, dann aber sieben Punkte aus den letzten drei Spielen. Zufrieden?

Ich finde es sehr positiv, wie es gelaufen ist. Ein ganz wichtiges Spiel war dabei der Sieg gegen die WSG Tirol, als wir gegen einen direkten Konkurrenten in letzter Sekunde das Match entschieden haben. Solche Spiele können Wendepunkte sein, sie bewegen etwas innerhalb einer Mannschaft. Jeder glaubt, dass immer etwas möglich ist und entwickelt eine mentale Stärke.

Am Samstag geht es gegen Sturm Graz, Ihren Heimatverein. Eine spezielle Geschichte?

Jein! Ich habe dort meine ganze Jugend verbracht, aber das ist schon ewig lange her. Was es interessant macht: Sturm ist derzeit nach Salzburg die stärkste Mannschaft in Österreich. Ein irrsinnig schwerer Gegner, mit dem man sich gerne misst. Dank ihnen weiß Salzburg ganz genau, dass sie sich nicht ausruhen dürfen. Was aber ohnehin nicht in ihrer Mentalität liegt.

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
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